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Praxis Daoxin
Eduard- Rosenthal- Straße 25a
99423 Weimar

Was ist Qigong 氣功

Qigong ist eine Praxis die ganz gut mit dem Satz: 'werde der, der du bist', den  sich auch Nietzsche als Lebensmotto vorgelegt hatte, beschrieben wird. 
Qigong dient der Gesundheit, ist aber viel mehr als Gesundheitsfürsorge, sie ist die Sorge für und um sich selber, die Sorge für ein Menschsein im umfassenden Sinn. 

Und in diesem Sinne ist Qigong ein Projekt ganz im Geiste der europäischen Aufklärung, so wie sie Kant formuliert hat, als er schrieb: 

,,Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."

Das ist auf jeden Fall auch ein Wahlspruch des Qigong!

Aufklärung heißt im englischen Enlightenment, also 'Erleuchtung'.
Und in dieser Rückübersetzung haben wir auch dann die Brücke zu den chinesischen Weisheitslehren.
Aber zunächst gehen wir noch kurz vom Geist der Aufklärung zu der Verfasstheit des menschlichen Geistes in den europäischen Denklogiken und Denkformen. 
Einerseits zielt das Streben der Menschen in der Aufklärung auf das Eins- Sein aller Menschen, da ihre Parole lautet: Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit.
Aber schon die Formelhaftigkeit dieser Maxime zeigt die Zerstückelung einer allen Kulturen grundlegenden ethischen Wahrheit, nämlich der Einheit allen Seins im Sinne von Eins-Sein, in Bereiche an. Zeigt an ein Spaltungsbestreben mit Hoheitsansprüchen und Ausschließlichkeiten. Ein Spaltungsbewußtsein, daß den abendlichen Denkweisen von Grund auf eingeschrieben ist.
Aufklärung steht also ganz im Zeichen des rational-denkenden Bewußtseins, dessen analysierender Modus Ausdruck eines Spaltungsbewußtseins ist.

Nun hat der Siegeszug des rational-sprachlich verfassten Denkens, das ja auch in der Aufklärung im Grunde auf die fundamentale Einheit des Mensch-Seins zielt, den heutigen Menschen in eine fast unüberwindliche Spaltung geführt: die zwischen Materie und Geist, Bewußtsein und Unterbewußtsein, der Schattenwelt des Menschen.
Im Modus eines gespaltenen Seins läßt sich aber keine Einheit verwirklichen.

Der Mensch im Modus der Spaltung als Mensch des Übergangs
Die Folgen der Spaltung sind: 
- auf der geistigen Ebene jene der Wirklichkeit in Materie und Geist 
- auf der psycho-sozialen Ebene zeigt sie sich als eine rassistische Geisteshaltung, welche die gesellschaftlichen Extreme ideologisch legitimiert und die Bevölkerung teilt in eine symbolisch erhabene und materiell vielhabende Oberschicht und dieser gegenüber eine beiderlei Hinsicht verarmte Unterschicht
- und schließlich jene auf der existenziellen Ebene in den Kategorien von Gesundheit und Krankheit, die den Menschen zum reinen Körperwesen zurichtet.
Nun ist es so, daß das Spaltungsbewußtsein des modernen Menschen ein notwendiger Übergang ist.
Ein Übergang in der Entwicklung des schöpferisch, evolutionären Geistes.   
Dem Geist, der das Transformationsgeschehen des Bewußtseins im Menschheitsgeschehen anstößt. 
Und zwar von einem Bewußtsein von Welt, das dem einzelnen Menschen unbewußt, vermittelt durch das Kollektiv, als sinnhaft und ethisch fundiert zunächst gegeben ist, hin zu einer Einsicht von Welt, als einer aus ihrer Ordnungsstruktur heraus fundamental als ethisch angelegten Welt. Die ethische Fundierung seines Wesens, die jedem einzelnen Menschen in seiner Erfahrung mit Welt aus sich heraus vollbewußt werden kann. 
Der Mensch als Mit-Teil der Schöpfung und somit als Träger der kosmischen Ordnungsstruktur ist fundamental ein ethisches Wesen und erkennt sich als dieses.
Träger einer Ethik, die dann über das durch sie entwickelte Bewußtsein von Einheit zurück zu einem lebenswirklichen Begriff von Kollektiv findet, der die Spaltung überwindet. 
Das Bewußtsein des Menschen heutzutage ist nicht mehr kollektiv verfasst.
Dem einzelnen Individuum offenbart sich eine Welt, in deren Strukturen es sich jetzt aus sich selbst heraus dank seiner individuell verankerten Mentalität hineinarbeiten kann und muß. Das ist die Situation in welcher der heutige Mensch sich befindet und die An-Forderung, die an ihn gestellt ist.
Kennzeichen des modernen Menschen ist also ein Bewußtsein, das eine Mentalität entwickelt hat, die dem Menschen erlaubt auf sich selbst und die Welt zu reflektieren, um dann in diesem Modus eines selbstreflexiven Bewußtseins Sinn und Streben nach den ihm und für ihn offenbarten Wahrheiten auszurichten. 
Der nächste Schritt, der ansteht, ist dann die Öffnung vom Individuum zurück ins Kollektiv, bzw. hin in die gefühlte und gelebte Gewißheit des Eins-Seins 
mit allen Dingen, dem Bewußtsein vom Eins-Sein aller Dinge.

Also die Transformation eines sich in den Frühzeiten der Menschheit  kollektiv-unbewußt verweltlicht habenden Geistes in eine individuell-vollbewußte Form und dann wieder auf einer höheren Ebene zurück zum Bewußtsein einer allumfassenden Ganzheit. Das ist die Bewegung des menschlichen Geistes in der Bewegung des menschlichen Bewußtseins, deren sinnhaftes Geheimnis es zu ergünden gilt.
Ein Bewußtseinsprozeß, in welchem das Wissen des aus dem kollektiven Bewußtsein intuitiv schöpfenden Menschen und die Bewußtheit des mental analytisch eingestellten individuellen Menschen aufgehoben und zusammengeführt wird in die Gewissheit des Einssein.

Qigong ist nun die Praxis, die Spaltung zu überwinden
Qigong ist dabei der Weg hin zu einem Bewußtsein, einem Bewußtseinsraum, in dem die Dinge sich präsentieren ihrer 'wahren Natur' (ZhenXing 真性) nach, als Exponenten einer 'großen Leere' (KongXu 空虛). 
Dies ist nicht leicht zu verstehen, besagt aber zunächst einmal zweierlei: daß es möglich ist, in Kontakt mit dem Wesen aller Dinge zu treten und zweitens, daß alle Dinge frei, also nicht produziert und damit in Abhängigkeit von einem 'Erzeuger', aus einem Raum entspringen, den die Chinesen (und auch die Buddhisten) den 'leeren Raum' nennen. Es ist ein energetischer Raum, der nicht wahrnehmbar ist für die Körpersinne, in dem aber alle Dinge als potentielle Form beschlossen liegen.

Qigong, der Weg zum vollentwickelten Mensch- ZhenRen 真人
Dieser 'leere Raum', aus dem alle Dinge entspringen, findet seine Entsprechung im Menschen im Raum des Herzens. Und zwar dann, wenn das Herz frei ist von allen Formen von Begierden, von Wollen, Wünschen, Emotionen, wozu auch Gedanken gehören.
In der Stille des 'leeren Herzens' des Menschen räsoniert das ganze Universum und offenbart seine Geheimnisse dem meditativen Bewußtsein. 
Das beschränkte, Ich-gebundene, individuelle  Bewußtsein wird durch die solchermaßen empfangenen Erkenntnisse universeller Gesetzlichkeiten (ZiRan LiFa 自然理法) zum kosmischen Bewußtsein. Dann, in diesem Bewußtsein, wird der individuelle Körper erkannt als der potenzielle Allkörper, in dem die Formen aller Dinge beschlossen sind, da im individuell menschlichen Körper schon all die Prinzipien und Elemente der Gestaltung, alle Strukturen und Beziehungsgesetze des Universums enthalten sind.
Der individuelle Körper ist spiegelgleich dem Kosmos, ist der Allkörper.
Erkannt wird es durch das Bewußtsein einer spiegelgleichen Weisheit, zu welcher das menschliche Bewußtsein gelangt, wenn es die Formen aller Dinge reflektiert, ohne an ihnen zu haften, ohne von ihnen berührt oder erschüttert zu werden.
Dies ist das Bewußtsein des Herzens, in dem die Einheit von Spiegel und Gespiegeltem im Modus des 'leeren Herzens', also frei von Emotionen und Gedanken, erfahren wird. 
Dieser Weg liegt im Wesen des Menschen beschlossen. Das ist die Bestimmung des Menschen, die Entwicklung zum wahren Menschen (ZhenRen 真人). Diesen Menschen, also den vollentwickelten Menschen nennen die Chinesen auch den heiligen Menschen, dessen Bewußtsein reines Sehen und Hören ist, der die Dinge so sieht und 'erhört', wie sie sind und alles Handeln auf das Wohl aller Wesen ausrichtet, im Wissen dessen, was sie sind und der daraus erwachsenen Weisheit des Handelns. Dies ist der Shengren 聖人 (zusammengesetzt aus den Komponenten: Ohr; Sprechen- hier allgemein im Sinne von 'handeln'; König).  
Dieser Weg, hin zum vollentwickelten Menschen, das ist der Qigong-Weg!

Nun, dieser Weg dorthin ist naturgemäß anstrengend und arbeitsreich- Gong功.
Die Bewegung hat zu jeder Zeit ihren Preis, und der Preis des heutigen Menschen mit einer Mentalität, die dem Menschen die Souveränität eines selbstbestimmten Individuums verleiht und garantiert, ist, daß sich der jetzt seiner Autonomie selbst-bewußte Mensch von etwas abgrenzt, das er als das ganz Andere von sich nach außen stellt. 
Dieses Außen konstruiert er, im aufkommenden Bewußtsein, in einem in diesem Abgrenzungsmodus sich verstärkenden Gefühl einer autonomen Ich- Präsenz, um eine Projektionsfläche für seine ihm die Identität spiegelnden Selbstvergewisserungsunternehmungen zu schaffen. 
Je starrer, je unvermittelter das Außen, desto stärker das Ich-Gefühl.
In dieser selbstgesetzten Anordnung sucht das Ich nach Identitäten, im Grunde ist es sich seiner selbst, seines ontologischen Status nicht bewußt.
Statt also ein Spiegel der Wesen im Bewußtseinsraum des Herzens zu sein, spiegelt es seine Verfasstheit nach außen, und zwingt die Welt in die festen Formen einer immer gleichen Wirklichkeit, welche ihm die Sicherheit seiner Identitätsphantasmata als wahre Wirklichkeit zurückspiegeln soll.
Das Festhalten an Identitäten ist das Hauptproblem des Ichs und führt in seine Verhärtung, in die nach Unwandelbarkeit strebende Gestalt des Egos.
Das Wie und Warum des sich Identifizierens liegt für das Individuum zunächst im Dunkeln. Genauso wie der in diesem Projektions-Verfahren zur Ich-Stabilität als Wechselwirkung angestoßene Prozeß, der all die Phänomene, mit denen man nichts zu tun haben will, die nicht dem Ich-Ideal entsprechen, die man ausgegrenzt und von denen man sich absetzt, ins Dunkel der Erkenntnislosigkeit sinken läßt.
Ins Dunkel des selbst geschaffenen Unterbewußtseins.

Qigong ist die Praxis, die Spaltung zu überwinden
Qigong ist Weg als Bildungsweg des Menschen hin zum wahren Menschen.
Er ist der Weg des Lichtes in das Dunkel der Triebstruktur.
Wie von Kant formuliert ist eine Maxime des Qigong, sich seines eigenen Geistes zu bedienen ohne fremde Führung. 
Sich des eigenen Geistes zu bedienen meint: einen Bewußtseinsraum als Denkraum zu öffnen, indem das Ankommende als Geistigkeit erfahren wird. 
Einen Denk- und Bewußtseinsraum, in dem Erkenntnis, die im Fraglichen des eigenen Seins gegründet ist, sich aus den Tiefen des Seins als eigene, aus sich selbst geborene Erkenntnis zeigt.  Eine Erkenntnis, die im weltoffenen, in meditativer Stille gedehnten Raum des Bewußtseins erfahren wird und in eine eigene individuelle Anschauung von Welt, in eine als vorerst eigene Gedankenwirklichkeit erlebte Matrix von Sinnhaftigkeit in die Dingwelt hineinarbeitet.
Wenn man überlegt, was tatsächlich von all dem, was man an Gedanken im täglichen Leben bewegt, dem eigenen Denken auf der Basis seiner gelebten Erfahrungen entspringt, dann ist das eine starke Forderung.
Und sie wird auf starke Widerstände treffen: denn die scheuen Gestalten im dunklen Trieb des Unterbewußtseins offenbaren sich zumeist als fremder Geist, einmal ins Licht gebracht. Eben ein Geist, der sich unserer bedient, im Gewand des eigenen Trachtens und Wollens.
Sich dieser Geister, dieser Geistesführung zu entledigen, das ist aber der einzige Weg in die Unabhängigkeit und Freiheit, in ein Selbst-bewußtes und selbstverantwortliches Leben. 
Das ist der Beginn des spirituellen Weges durch die geänderte Einstellung zum Leben und durch die Ausrichtung auf die Absicht in seine Eigenverantwortlichkeit zu gelangen.
 In der Qigong- Praxis überwinden wir die Spaltung von Körper und Geist, wir spüren über den Körper unser geistiges Wesen, die Einheit von Körper und Geist wird zur gefühlten Realität.

Diese Einheit von Körper und Geist, das nennen die Chinesen das Qi氣
Qi 氣, das ist nicht Materie und es ist nicht Geist
Das Zeichen Qi氣  stellt dar einen feinen Dampf, so wie er beim Reiskochen aufsteigt, einen Hauch, der feinststoffliche Partikel in sich trägt, welche nährend sind, so wie eben der Reis das Symbol für Nahrung ist.
So wird deutlich, daß dem Zeichen Qi氣  graphisch ein Sinn eingeschrieben ist, der in den Wissenschaften erst neuerdings bestätigt wurde und von der Quantenphysik bezeichnet wird als Licht, welches weder Welle noch Teilchen ist.
Also ein Urzustand, der alles bedingenden atomaren Realität vor jeglicher Spaltung. Ein Zustand der sich erst für eine seiner beiden Formen entscheidet durch Kontakt mit dem alles bewirkenden Bewußtsein.

Qi 氣 ist also die ursprüngliche Einheit, eine bewußtseinsfähige Geist- Materie-Einheit, bevor eine höhere Bewußtseinskraft, aus dieser einen Lebensenergie sich als Geist-Körper verweltlicht, nach Maßgabe der jeweiligen Matrix des jeweiligen Lebewesens, einer Seelenmatrix, die dem jeweiligen Wesen die Erfahrung seines weltlichen Durchgangs gewährt. 
Licht in die Sinnhaftigkeit dieses Unternehmens zu bringen, das ist die mystische Dimension des Qigong. Mystik im Sinne von Erfassen der Sinnhaftigkeit der Welt jenseits der Verstandestätigkeit. Eben durch die Praxis des Qigong, zu der auch die Meditationspraxis gehört.
Dieses ursprüngliche Qi, sich zu diesem Qi vor jeglicher Determinierung auszurichten, um es dann durch den Körper und Geist  zirkulieren zu lassen, das ist die Kunst und die Aufgabe im Qigong.
Die speziellen Übungspraktiken, die verschiedenen Bewegungsabläufe des Qigong unterstützen uns dabei sehr: wir dehnen unseren Energiekörper aus,
aktivieren und fokussieren die verschiedensten Energiezentren, so daß diese wieder ihr charakteristisches elektromagnetisches Feld aufbauen und in ihrem ursprünglichen Resonanzspektrum pulsieren können. Dieses Pulsieren sichert dem jeweiligen elektromagnetischen Feld, der jeweiligen Frequenz den Anschluß an den kosmischen Kraftstrom, der dieses Feld mit den entsprechenden Impulsen aus dem unerschöpflichen Reservoir des undifferenzierten, ursprünglichen Qi versorgt, aus dem sich diese Frequenz herausdifferenziert. Das ist der wertvolle, helfende Gesundheitsaspekt des Qigong.

Dies geschieht im Zustand der inneren Einkehr, achtsamer Wahrnehmungsbereitschaft und in der Stille.
Der Energiekörper wird weit, wird transperenter und weltoffener, d.h. er öffnet sich dem Unbekannten.
Es kommt zu einer fundamentalen Änderung des Bewußtseinzustandes: 
die Kälte des Begriffes und des Begreifens eines nach außen gerichteten Bewußtseins, welches von einer rational-analysierenden Mentalität bestimmt ist, schlägt um in die Wärme des Ergriffenseins, der Ergriffenheit.
Wenn Begreifen etwas ist, was von 'außen-her-kommt' und außerhalb bleibt, dann ist Ergriffensein ein Teilhaben, ein Darinnensein, ein Akt des Einswerdens mit dem Gegenstand der Betrachtung, der Einswerdung von Subjekt und Objekt. Wir sind ununterscheidbar Spiegel und Gespiegeltes der Welt. 
Aus dem begreifenden Bewußtsein wird ein Versenkungsbewußtsein, das in die mystische Dimension des Lebens führt: das ankommende Qi氣, welches das ankommende Licht ist, erleuchtet uns. Das heißt: aus dem Dunkelzimmer der Gewißheit tauchen unvermittelt Einsichten, Gefühle, Visionen u.a. in den durch die Stille ganz geklärten und erhellten Spiegel unseres Bewußtseins.
Das Gezeigte wird zur tiefen Erfahrung und Erkenntnis von etwas, das als Frage in uns lag, als eine aus dem eigenen Schatten geborene Offenbarung unserer selbst.
Das heißt es, den 'Verstand ohne Leitung eines anderen' zu gebrauchen.
Den Geist frei zirkulieren zu lassen als reines Qi, welches in Resonanz tritt mit den fraglichen, verschatteten und abgelegten Inhalten unseres Bewußtseins, dem sogenannten Unterbewußtsein und Unbewußten, so daß dieses Qi sich, und damit die unbewußten Inhalte, auf geheimnisvolle Art transformiert in Bewußtseinsfähiges, das sich dem aufnehmenden Geist als Offenbarung präsentiert.
Das ist die Praxis des Spirituellen.

Und hierin liegen auch die speziellen Geheimnisse der jeweiligen Qigong-Übungsabfolgen, von denen jede durch Kombination der Bewegungen quasi einen speziellen Pfad ins dunkle Geheimnis des Seins einschlägt.  Einen bestimmten Aspekt des Lebens ins Licht des Bewußtseins bringt, ein Thema, welches das Rad des Lebens in seiner unausweichlichen Bestimmtheit treibt. Diese treibenden und den Wandel des Seins bestimmenden Aspekte gilt es zu gewahren, zu beachten und in ihrer Sinnhaftigkeit zu begreifen. 
  
Wir halten fest, wir sind kein geistiges Wesen, das einen Körper hat, wir sind auch nicht ein Körper, der sich einen Geist hält, sondern wie C.-F. von Weizäcker es sagt: ,,Geist und Materie sind keine zwei unterschiedlichen Dinge, sondern es sind zwei Möglichkeiten über die gleiche Wirklichkeit zu reden." Hier trifft sich das alte chinesische Denken mit dem der neueren Wissenschaften, namentlich der Quantenphysik.
Es ist eine tägliche Praxis: immer wieder wahrnehmen, wie alles, was wir mit dem Körper tun, uns geistig beein-flußt. Erkennen, das alles, was wir geistig tun, uns körperlich imprägniert.
Es gilt, der unserem Bewußtsein anfänglich eingegebenen Spaltung von Körper und Geist zu begegnen, indem wir durch eine geschulte Wahrnehmung und Achtsamkeit lernen diese Einheit von Geist und Körper als gefühlte Realität für uns zu bewahrheiten: das ist ein weiterer Schritt auf dem spirituellen Weg.
Das ist die Arbeit auf dem spirituellen Weg.

Bisher haben wir über den Begriff Qi geredet, aber das Zeichen Qigong ist ja ein Binom besteht aus zwei Zeichen. Qi氣 und Gong功. 氣功 Qigong.
Die Arbeit des Menschen, nicht nur in der Qigong-Praxis, dort jedoch ausschließlich, besteht darin, als Mittler zwischen Himmel und Erde zu agieren. Der Mensch steht zwischen Himmel und Erde, ist ihr Mittler, hat beide zu balancieren. Das ist seine Aufgabe und sein Auftrag.

Himmel und Erde sind der Welt immanent. Sie sind tranzendent gegeben aber in ihrem Sein und Wirken in der Welt erfahrbar. Die Welt, das ist das Zusammenspiel von Himmel und Erde. Der Himmel ist nichts außerweltliches, so wie beispielsweise im christlichen Denken.
Der Himmel ist das kosmische Ordnungsprinzip und Wandlungsprinzip, welches das im Irdischen gespeicherte Potential verwirklicht. Himmel und Erde zusammen kennzeichnen das Wesen der Welt als stätiges Wandlungsgeschehen: der Himmel intendiert, die Erde bewirkt die Wandlung.
Seine freiheitliche Verfasstheit ist das Wesen des Menschen. Dies bringt mit sich, daß der Mensch sich die Gesetzmäßigkeiten des Wandlungsgeschehens von Himmel und Erde selbst erschließen und ins Bewußtsein heben muß. Nur so kann er dazu gelangen, im Einklang mit den existenziellen Bedingungen seines Daseins zu leben. Im Einklang mit dem Wandlungsgeschehen von Himmel und Erde zu sein. 
Die weltliche Struktur von Himmel und Erde spiegelt sich nun einerseits als Erde im physisch-emotionalen Bereich und als Himmel im mental-geistigen Bereich des Menschen. Im Menschen ist der Himmel die Absicht des Menschen und die Erde sind die in ihm angelegten Potentiale, diese seine Absicht zu verwirklichen. Diese beiden Instanzen bestimmen den Wandel des Menschen in der Welt. Sie bestimmen ihn als selbstschöpfendes Kulturwesen.
Seinen eigenen Himmel und seine eigene Erde, seine Kulturseite, in Einklang mit dem weltlichen Wandlungsgeschehen von Erde und Himmel, der Naturseite des Menschen, zu bringen, dieses ewige Bemühen macht den Menschen zum Mittler von Himmel und Erde und garantiert ihm Aufschluß über sich und seine Bestimmung.


Zum Zeichen Gong功 im Begriff Qigong 氣功
In der Polarität von Himmel und Erde begegnet uns eine anfängliche Spaltung, die sich in der Spaltung von Körper und Geist spiegelt. Die Spaltung seines eigenen Bewußtseins ist also nicht ausschließlich von dem Menschen dieses Weltendurchgangs selbst bewirkt, sondern spiegelt ein höherdimensionales Spaltungsgeschehen wieder. Und im Zeichen von Qigong 氣功 nun ist klar der Auftrag für den Menschen formuliert, diese Spaltung zu überwinden. 
Diese Ausrichtung des Qigong 氣功 macht sich somit ein zentrales Thema der grundlegenden Denkbemühungen der alten chinesischen Geisteswelt zu eigen. Ein Thema, wie es seit Descartes als Problem auch im Westen in den Fokus des kritischen Bewußtseins genommen wird, ohne daß ein Lösungsweg bisher gefunden wurde. Qigong 氣功 eignet sich als ein solcher Lösungsweg, und zwar als Praxisweg.

Wie ist nun diese Spaltung zu überwinden? Erste Hinweise erfahren wir aus dem Zeichen Gong功, wie es im Begriff Qigong 氣功 auftaucht.
Im chinesischen Zeichen Gong 功 ist zunächst einmal enthalten das Zeichen 工, ebenfalls Gong ausgesprochen, welches darstellt und symbolisiert (ähnlich dem Winkel- Zeichen der Freimaurer):  ein Maß; ein Maß handhaben.
In den Zusammenhang mit der Qigong-Praxis gebracht, bedeutet es: sich ein Maß erarbeiten, nach dem wir leben wollen. 
Dieses Maß, dieses Zeichen Gong工, taucht als Bild auf in den Darstellungen des mythologischen göttlichen Wesens Fuxi 伏羲, dem Prometheus der chinesischen Kulturheroen.
Dieser Fuxi nahm dem Himmel sein kosmisches Maß ab. Ihm ward, durch seine Ungetrenntheit als göttliches Wesen vom Schöpfungsgeschehen, das kosmische Maß als Werkzeug in die Hände gegeben. Dieses Werkzeug ist nichts anderes als das im Zeichen Gong 工 dargestellte Piktogramm selbst. Einerseits stellt dieses Zeichen 工 ein Winkelwerkzeug dar.  Andererseits symbolisiert es gleichzeitig den Gebrauch dieses Maßes: das Zeichen 工 bedeutet, eine obere und eine untere Ebene zu verbinden. 
Das ist das, was Fuxi tat: zuerst vermaß er mit dem Werkzeug Gong 工 den Sternenhimmel und brachte dessen solchermaßen abgelesene Gesetzlichkeit, seine maßgebliche Ordnungsstruktur, als die auch für alles Werden und Vergehen auf der Erde maßgebliche Matrix, als grundlegende Sinnstruktur des Werdens und Vergehens, zu den Menschen. 
Fuxi ist göttlichen Wesens und Mensch zugleich, ist das, was die Chinesen den wahren Menschen nennen.
Und deshalb auch ist das Wirken des Fuxi paradigmatisch für den Menschen schlechthin auf dessen Weg, Bildungsweg, zum wahren Menschen: als Mittler zwischen Himmel und Erde zu fungieren und zu agieren.
Mittler, mittlerer Teil zu sein, das heißt auch Mit-Teil und Mit-Anteil zu sein und zu haben an den beiden Entitäten Himmel und Erde, in die der Mensch eingebunden ist.
Der Mensch nun ist Vermittler in einer ganz besonderen Weise. Er hat in seiner Rolle als Mittler von seinen Erfahrungen auch Mitteilung zu machen. In Wort und Handlung.
Zuvorderst und in aller erster Linie heißt es aber sich die Frage zu stellen: wie komme ich zu dem Maß, an dem ich mich und die Welt messe, und was für einen Sinn hat diese spezielle Aufgabe, die seine wesentliche sein soll, für den Menschen überhaupt.
Immerhin - ohne den Menschen 'funktioniert' das Weltgeschehen als reines Naturgeschehen doch reibungslos. 
Ja, reibungslos, aber ohne Bewußtsein seiner selbst.
Der Himmel ist aber in erster Linie Bewußtsein. Der Himmel  
bzw. in den Geseztlichkeiten des Wirkens des Himmels und des von diesem ins Licht gehobene Potential der Erde liegt ein Bewußtsein. Dieses Bewußtsein als weltliches Selbstbewußtsein zu heben, also ein reflexives Bewußtsein zu entwickeln, das alles Dinghafte der Welt in seiner geistigen, himmlischen Dimension erfasst und erfühlend erkennt, dieses Bewußtsein auszubilden, das ist der Auftrag des Menschen. Dazu ist er befähigt.
Was ihn dazu befähigt ist des Menschen Herz. Das Herz des Menschen ist im chinesischen Denken Träger der Bewußtheit und Gefäß für die Botschaften tranzendenter Wahrheiten. Im Chinesischen heißt es, daß das Herz direkt die Botschaften des weltschöpfenden Geistes aus dem Dao heraus empfangen und verstehen kann. Das Herz ist der Platz, wo sich das vernünftige, verständnisvolle Denken als Korrektiv alltäglicher
Gedankenmuster einstellt, der Platz, wo das ganze Universum residiert. Das Herz ist der Sitz des freien Geistes, des Friedens, der Freiheit, der Liebe und der Weisheit.
Diese Qualitäten lassen sich nur in der Stille des Herzens erfahren.
In der Stille erreicht das Herz seine höchste Qualität als spiegelgleiches Bewußtsein. Als Bewußtsein seiner Einheit von Spiegel und Gespiegeltem.
Das lautet das daoistische Mandat, sein Herz als den klaren Spiegel zu gebrauchen, der dieses Herz wesentlich ist, und fordert die Stille. es fordert den Menschen auf, Wege zu finden, sein Herz in die Ruhe zu führen, wo es dann ist wie spiegelklares, unbewegtes Wasser. Der Wind, der das Bild verwirbelt, der die Klarsicht des Herzens verzerrt, das sind die Emotionen und Gedanken. 
Jenseits dieser beiden Strukturen, Emotion und Gedanke, wird das Herz zum klaren Spiegel für all das, was sein Herz berührt, für all das im Herzen Ankommende.  Dann wird sich im Mensch ein Gefühl des Eins-Sein seines spiegelnden Herzens mit dem Gespiegelten einfinden, das sich zur gefühlten Gewißheit, zur inneren Wahrheit erhebt, daß er nicht unterschieden ist von den anderen Dingen und Wesen dieser Welt, daß er und alle Wesen dieser Welt eins sind. Er und sie, daß sind nicht zwei verschiedene, sondern sie sind eins!
Das ist die ethische Dimension des spirituellen Weges.

Diese ethische Dimension bilden wir aus im Qigong.
Denn Qigong 氣功 in seiner zusammengesetzten Begrifflichkeit bedeutet ja: im eigenen Erfahrungsraum, in dem, was mich bewegt und mir begegnet, das Maß zu suchen, das zur Entfaltung meines eigenen Potentials und meiner Bestimmung dienlich ist. 
Gong 功 bedeutet in der einfachen Übersetzung auch Arbeit und gemeint ist eben: die Arbeit am eigenen Dasein, die Arbeit, das richtige Maß zu finden. Dahin kommt man, indem man zunächst einmal feststellt, nach welcher und wessen Maßgabe wir überhaupt leben. Was ja nichts anderes bedeutet als sich zu fragen: ,,wessen Geist folge ich?" Entspringen die Ideen oder Maßgaben meiner Geistigkeit oder sind sie von irgendwo und irgendjemandem übernommen? Da sind wir wieder bei Kant. 
Im Zusammenhang mit dem Begriff Qi 氣 verdichtet sich diese Forderung geradezu zu einen Apell. Direkt übersetzt berührt der Begriff Qi 氣 die Begriffsfelder Vitalität, Lebenskraft, energetisches Potential. 
Im weiteren Sinne und im Zusammenhang mit Gong功 zielt er darauf, gewahr zu werden, welcher Geist es ist, der unser Qi, also unsere Vitalität, konstelliert. Und welche Art von Erfahrungen uns dieser Geist zu machen veranlasst. Dieses ist entscheidend, geht es doch um die eigene Lebenskraft und die eigene Bestimmung - und damit ums Ganze. Es geht um die Frage, wozu ich meine Lebenskraft einsetze.
Auch ist dies ein weiterer Gesundheitsaspekt auf dem spirituellen Weg: denn das Gewahrwerden dessen, was wir nicht sind und was uns doch bewegt, bedeutet gleichzeitig die Bewußtmachung derjenigen Faktoren, die uns in die Stagnation, d.h. Krankheit führen. Der Faktoren, die uns hindern, aus dem eigenen Potential schöpfend unsere angelegten Fähigkeiten und Qualitäten zu entwickeln und in Hinsicht auf unsere individuelle Bestimmung einzusetzen. Und dabei gleichzeitig als ungetrenntes Mitglied einer Weltgemeinschaft, das sich mitteilt und seinen speziellen Beitrag zum Wohle der Gemeinschaft leistet.
Der spirituelle Weg des Qigong ist also auch eine Philosophie der Freiheit
Das erschließt sich aus dem bisher Gesagten:
das sich vorbehaltlose Öffnen dem Ankommenden gegenüber ist die eigentliche Denkbewegung des Menschen. Das vorbehaltlose Sich-Öffnen gelingt fast nur in der Meditation. Nur in der Meditation ist man normalerweise frei für eine Begegnungen mit den Dingen ganz ohne Vorstellungen. Das Vorbehaltlose dieser Einstellung bedeutet ja, daß man ganz ohne Voreinstellungen jeglicher Art, ganz ohne Vor-Urteile sich mit dem Ankommenden in Beziehung setzt. Nur jenseits des bisher Gedachten kann es zu wirklich neuen Erfahrungen und Erkenntnissen kommen.
Diese Ungezwungenheit eines weltoffenen Bewußtseins eröffnet den freiheitlichen Raum, in dem das Ankommende sich vor einem gänzlich unverstellten Bewußtseins-Horizont präsentiert. Das Ankommende zeigt sich dann als das Besondere was es ist, veweist aus sich selbst heraus (ZIran 自然) auf seine Wesentlichkeit. Das Ankommende behält seine Freiheit. Es ist nichts Vorgestelltes, sondern Eingegebenes. Das Angekommene erscheint als Eingebung und wird ganz neu gesehen. Das Erschienene erklärt aus sich heraus was es ist und aus welchen Zusammenhang heraus es erscheint. Diese Klarsicht ist das eigentliche Denken. Die erklärende Spur, die das Erschienene im Lichte des Bewußtseins und im Kontext des allgemeinen Bildungsstand des solchermaßen denkenden Menschen beschreibt, das ist die Denkbewegung, das eigentliche Denken. Eines Denkens, das nichts und niemanden zwingt.  Alle Unfreiheit ist die Unfreiheit des den freien Horizont verstellenden Denkens.  
Natürlich ist es so, daß die neue Denkerfahrung dann sogleich sich gewissermaßen kondensiert zu einem Gedankenkonstrukt. Die wirklich neue, also individuelle Denkerfahrung konstelliert sich gemäß den internalisierten kulturellen Maßgaben, um als solche mitgeteilt werden zu können: durch Worte oder Handlungen. 
Diese solchermaßen in das Leben entlassenen Strukturen sind nichts anderes als die Prüfsteine der eigenen Entwicklung und des Lebens. Als solche, und nicht als sich verfestigende Wahrheiten, sind sie zu betrachten. Um dann, im Leben erprobt, in ihre aus den gewonnenen Erfahrungen gesogene und solchermaßen neu aufgeladene Geistigkeit rückübersetzt zu werden.  So lösen sich entstehende Strukturen immer wieder und richten sich eben nicht als starre Gedankenschablonen gewohnheitsmäßig auf das Leben, dieses zu-richtend. 
Der sprirituelle Weg des Qigong ist in jeder Hinsicht immer auch ein Wandlungsgeschehen, in dem sich der Weg selbst erst bildet: der Weg des Menschen, welcher der Mensch selbst ist.  Eben der Weg: Dao道. 
Qigong 氣功 ist also eine Bewegungs- und Meditationspraxis, die nach innen geht. Zu den Quellen des eigenen Daseins und den des Seins im allgemeinen.
So heißt auch die Übungsfolge, die ich hauptsächlich praktiziere: Bafanhuan八返還.
Bafanhuan bedeutet: die Hinwendung zu den Wurzeln des eigenen Daseins, um dann zu der Quelle des Seins zurückzukehren.

Der dienenende Aspekt des Qigong-Weges
Die Quelle des Seins: hier ist geeint das Dunkel des allumfassenden Raumes und das Licht der Sonne, die zeugende Urkraft des Lebens und die durchdringende Kraft der Erkenntnis, Mond und Sonne, Erde und Himmel. Wo diese beiden Kräfte zusammenwirken, da entsteht die heilige Flamme des erleuchteten Geistes, die sowohl leuchtet als auch wärmt.
Auf der vertikalen Achse sind wir Mit-Teil zwischen Himmel und Erde, auf der horizontalen Achse, als Weltenbürger sind wir Mitglied einer Weltenfamilie.
Im Zentrum dieser Achsen das leuchtende Herz, das Ego verschwunden. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit, des Verbunden- und Gehaltenseins, dieses Gefühl von Einheit und Ganzheit, das sich noch einmal verstärkt im Üben mit einer Gruppe, dieses Gefühl ist ausschließliche, alles durchströmende Freude und Staunen ob der Schönheit dieser Welt.
Dies ist die Freude des spirituellen Weges, welcher der Qigong-Weg ist.
Und aus diesem Gefühl heraus erwächst der Impuls als das einzige Wollen das bleibt: wie kann ich diese Energien wieder nach außen fließen lassen, zum Wohle aller, wie drücke ich sie wieder aus zum Wohle der Menschen?
Das ist der dienenende Aspekt des spirituellen Qigong-Weges und das ist die einzige Frage, die offen bleibt und das Herz bewegt!
Mit dem Dienen fangen wir an, noch unbewußt, und im Dienen mündet alle Sinnhaftigkeit eines zu sich selbst gekommenen Bewußtseins.
Der Begriff des Dienens ist ideographisch, wie so vieles andere auch, als Sinn dem Zeichen Gong in Qigong eingeschrieben und steht so immer vor uns als spiritueller Wegweiser, wenn uns die Welt und die Sinnhaftigkeit der eigenen Praxis wieder einmal fraglich geworden ist: das zweite Radikal, das mit dem oben besprochenen Radikal Gong工 im Zeichen Gong 功 dessen Bedeutungsfeld umreißt ist Li力: ein Mensch, der auf einem Feld arbeitet, zunächst einmal so die allgemeine Deutung. Das Bild zeigt einen Mensch in gebückter Haltung, mit etwas am Boden beschäftigt. Das Zeichen wird im allgemeinen mit Kraft übersetzt. Die Kraft eines Feldarbeiters.
Nun ist es das Kennzeichen der chinesischen Zeichen, daß sie nicht einfach etwas schon Bekanntes in eine sinnliche Form bringen, um es eventuell besser memorieren zu können, sondern daß sie, im Gegenteil, einem Begriff seine Bedeutung ausweisen, ihm seine Bedeutung zuweisen. 
Sie sind Statthalter von Bedeutsamkeit, die ihre Bedeutung versiegelt in Zeichen, ihren Gehalt unleugbar für jeden sichtbar zu tragen und zu bewahren. Das macht ihren Ideengehalt aus, weswegen sie auch Ideographen heißen.
Bezogen auf das Zeichen Li力, auf das, was Kraft bedeuten kann, können wir anmerken: die Kraft einerseits erwächst aus einer dienenden Haltung und ist zu gebrauchen für dienende Handlungen. Nur das bringt Wachstum.
Denn: der im Piktogramm Li力 dargestellte Mensch wird gezeigt in einer dienenden Haltung. Das Dienen besteht symbolisch dargestellt darin, daß er sich zur Erde beugt, also das Gegenteil einer hochnäsigen Geste, und gleichzeitig zeigt die Darstellung seiner Arme, die verikale Linie, in symbolischer Form seine Stellung und Aufgabe an: als Bindeglied, als Mit-Teil zwischen Himmel und Erde diese zu verbinden -  als kommunikatives Medium des Austauschs von Himmel und Erde zu dienen. 
Er verbindet also in der dargestellten Geste des Piktogrammes Erde und Himmel, das ist seine Funktion auf Erden. So wird es in den daoistischen Texten immer wieder betont. Und dies geht nur in einer dienenden, hingebungsvollen Ausrichtung seines Bewußtseins. Seine innerste Wesensqualität, die es auszubilden gilt, ist für den Menschen also das Dienen.
Was das heißt und wie dies geht, das steckt nun alles andeutungsweise in diesem Piktogramm Li力.
Die kleine Bewegung seiner zum Boden gerichteten Hand, das versinnbildlicht den Bewußtseinsfokus des Menschen. Dieser ist voll und ganz darauf gerichtet, Trachten und Handeln des Menschen in den Dienst des Wachstums aller Dinge zu stellen. Dafür soll er seine Kraft aufwenden. Darauf seinen Willen ausrichten. 
Die Dinge ins Licht zu führen, zu leiten, das heißt: sie mit seinem Bewußtsein in jeder Phase zu begleiten, wahrzunehmen.
Das heißt: sein Bewußtsein als Spiegelbewußtsein einzurichten, in dem die Dinge sich präsentieren, präsent in Raum und Zeit, so wie sie sind.
 Das heißt: im 'Eins' des spiegelgleichen Bewußtseins von Mensch und sich spiegelndem Ding, im Spiegelbewußtsein des Menschen, kommt es zur Ununterscheidbarkeit von Ding und Mensch. 
Und somit kommt jedes Ding zum Bewußtsein seiner selbst im Selbstbewußtsein des Menschen.
Der Kosmos kommt zum Bewußtsein seiner selbst im Bewußtsein des Menschen. 

Der Mensch begleitet die Dinge ins Licht, ins Wachstum zur Gestalt - hin zu ihrer Lichtgestalt.

Die Bewegung geht durch ihn durch. Diese Bewegung in der Vertikalen, das
Führen ins Licht, das ist Sinn und Zweck der Kraft und auch die Quelle der Kraft. 
Kraft ist Wille und gespeichertes Potential. Das Dienen ist dem Menschen
wesentlich. Leitet das Dienen seinen Willen, dann entfaltet sich das Potential des Menschen gänzlich. Der Mensch wird zum wahren Menschen, zum ZhenRen 真人.
Stellt der Mensch sich und sein Handeln in den Strom der Vertikalen, dann vereinen sich individueller und universeller Wille: eine unerschöpfliche Quelle der Kraft.
Permanent dienend seine Kraft einsetzen um das Feld zu bestellen, das man selbst ist, dies nach Maßgabe der kosmischen Ordnung, die uns als Maß schon mitgegeben ist, das ist die Arbeit, die dem Meschen als Bestimmung aufgetragen ist, daß sich die undifferenzierte Substanz allen Lebens, das Qi, im Medium des Sinnlichen verlebendigt: hin in das sich spiegelnde Bewußtsein im Herzen des Menschen, in dem das Universum sich selber sieht und seiner selbst bewußt wird.
 Das kann man auch unter Qigong 氣功 verstehen.